Ich war nun bereits zum zweiten Mal in Tarifa, obwohl ich weder kite noch surfe. Diese wunderbare kleine Stadt und ihre Umgebung haben es mir einfach angetan. Normalerweise bringt man das Städtchen vor allem mit dem Begriff „Surf-Dorado“ oder „größter Surf- und Kitespot Europas“ in Verbindung.
Das stimmt ganz sicher, aber es gibt eben auch noch ganz viel anderes zu entdecken und einen kleinen Teil davon versuche ich hier mal zusammenzufassen.
Schon allein die Lage macht die südlichste Stadt Festlandeuropas zu einem besonderen Ort.
Nirgendwo ist man Afrika näher und meistens kann man bis ins zwölf Kilometer entfernte Tanger und auf die dahinter liegenden Berge des Kleinen Atlas sehen. Außerdem „küssen“ sich hier Mittelmeer und Atlantik und die Straße von Gibraltar liegt vor der Haustür.
Für alle, die keine Lust auf Großstadt und All-Inclusive-Massentourismus haben, die lieber Zeit am Meer und in der Natur verbringen und hin und in coolen Cafés oder Bars abhängen wollen, ist Tarifa genau der richtige Ort.
1. Entdeckt die Altstadt von Tarifa
Tarifa hat eine wunderschöne Altstadt, in der man unglaublich viel entdecken kann. Die mittelalterliche Altstadt ist zwar nicht groß, aber umso hübscher. Das Gewirr der engen Gässchen zu erkunden macht einfach Spaß und hinter jeder weißgetünchten Ecke entdeckt man etwas Neues.
Auch shoppen kann man hier richtig gut. Zwar wird man die großen Ketten und Marken vergeblich suchen, aber umso mehr von den vielen kleinen und individuellen Läden begeistert sein, in denen man den üblichen Tourikitsch Gottseidank meist vergeblich sucht. Stattdessen gibt es kleine individuelle Boutiquen, Schmuckläden, Kunsthandwerk und auch den einen oder anderen wirklich süßen Lebensmittelladen. Schon in der Hinsicht kann man sich im Gewirr der Gassen verlieren – wenn man nicht gerade zur langen Siestazeit durch die Altstadt spaziert.
Unheimlich schön fand ich persönlich die Puerta de Jerez. Das ist das einzige erhaltene Stadttor Tarifas. Erbaut im 13. Jahrhundert, zeigt die Inschrift das Datum, an dem Tarifa von den Mauren zurückerobert wurde: 21.9.1292. Durch sie kann man in die Altstadt spazieren und sich dort verlieren.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich weder das Castillo de Guzmán noch die Iglesia de San Mateo besucht habe, aber mit Hund war das eher schwierig.
2. Sich in den Sonnenuntergängen verlieren
Eins meiner wirklichen Highlights in Tarifa sind die Sonnenuntergänge. Jeden Tag sind sie anders und zu 90% wirklich schön, dramatisch oder spektakulär. Natürlich kann man sich einfach mit einer mitgebrachten Dose Bier an den langen Strand setzen, man kann sie aber auch mit einem Gin Tonic genießen. Meine beiden persönlichen Tipps:
Waikiki
Der Waikiki Beach Club liegt an bzw. eher auf der Playa de Los Lances und damit quasi mitten im Ort und ganz nah an der Stelle, an der Mittelmeer und Atlantik aufeinander treffen.
Eine coole Location mit einem coolen Ambiente. Hier kann man essen oder aber einen Cocktail von der gut bestückten Cocktailkarte genießen. Wer Lust auf einen Sonnenuntergang gemeinsam mit vielen Menschen, guter Musik in einem coolen Ambiente hat, ist hier genau richtig. Kleines Manko: auf‘s Geld sollte man eher nicht schauen müssen, denn die Preise finde ich im Vergleich zu vielen anderen Restaurants und Cafés eher gepfeffert.
El Chozo
Das El Chozo, Restaurant und Bar auf dem Campingplatz Torre de la Pena, ist mein ganz persönlicher Sonnenuntergangshotspot. Hier findet sich eine bunte Mischung aus allen möglichen Campingplatzbewohner*innen, Einheimischen, Spaniern oder Touristen, die eben auch wissen, wie besonders die Zeit des Sonnenuntergangs hier ist. Man sitzt völlig unkompliziert au der langen Bank oder an Tischen auf der fast schon ins Meer gebauten Terrasse. Vor sich hat man das Meer, den Horizont und den Sonnenuntergang und sonst wirklich gar nix. Da die Preise wirklich zivil sind (Campingplatzgäste erhalten sogar noch Prozente), kann man sich den einen oder anderen Drink gönnen und die Schönheit der untergehenden Sonne bestaunen. Wenn man Glück hat, wird dieses Schauspiel sogar noch von einer vorbeischwimmenden Delphinschule gekrönt (ich hatte das Glück und es war atemberaubend)
3. Schaukeln
Wer wünscht sich das nicht? Einmal wieder Kind sein, unbeschwert schaukeln, die Gedanken fliegen lassen und die Welt um sich herum vergessen.
In Tarifa fällt es ja allgemein leicht, die Seele baumeln zu lassen. Die Schaukel haben wir nur durch Zufall entdeckt, wie das Tüpfelchen auf dem “i”. Auch in diesem Fall war es wieder einmal eine einheimische Freundin, die uns den Tipp gegeben hat.
Wer jetzt denkt: Schaukeln kann ich ja überall!! Hat natürlich recht. Aber möchte man das? Mit nörgelnden Kindern und ihren genervten Eltern auf Spielplätzen diskutieren? Hat man auf normalen Schaukeln so ein Erlebnis? Natürlich nicht! Und deshalb ist diese Schaukel so besonders.
Während des Schaukelns kann man auf beide Meere (Mittelmeer und Atlantik), den wunderschönen Strand von Tarifa, die Straße von Gibraltar und die Silhouette von Marokko mit den verschiedenen Bergketten schauen.
4. Reiten im Hinterland und am Strand
Am Strand oder aber auch im Hinterland von Tarifa auf wunderschönen Andalusiern reiten? Viele träumen davon. Hier kann man sich schon als Anfänger*in trauen, den Touren und Pferde sind genau auf die individuellen Fähigkeiten abgestimmt.
Nachdem ich mit meinem Andalusier die Fronten geklärt hatten, konnte ich meinen Ritt genießen. Zunächst ging es durch einen kleinen Wald unter der Bundesstraße entlang und dann in die Berge, querfeldein.
Um uns herum Rinder, andere Pferde aber keine Menschen.Wir genießen die schöne Landschaft und Klaartje zeigt uns sogar einen Geier, der über einer der Bergspitzen kreist. An einem Brunnen dürfen alle Pferde saufen und dann geht es zurück nach unten, endlich Richtung Strand.
Ein bißchen enttäuscht war ich dann schon, denn direkt am Strand konnten wir nur kurz reiten. Dafür konnte aber niemand etwas: es war windig und – Überraschung! Der Strand war voll mit Surfern, Spaziergängern, Hunden, Fahradfahrern…
Alle Tipps, Preise und Anfahrtsweg für dieses besondere Reiseerlebnis gibt es hier.
5. Tagesausflug nach Cadiz
Von Tarifa nach Cadiz ist es zwar kein Katzensprung, aber für einen Tagesausflug und noch dazu nach Cadiz lohnt es sich auf alle Fälle, die Strecke zu fahren. Wer keinen eigenen fahrbaren Untersatz dabei hat, sollte sich ein Auto mieten, denn es gibt zwar eine Busverbindung nach Cadiz, aber die Busse waren nicht besonders häufig und wenn man sich dann zu sehr in Cadiz verliebt….
Cádiz ist eine der ältesten Städte Europas und wurde vor mehr als 3000 Jahren von den Phöniziern gegründet, seine Blütezeit hatte sie im 18. Jahrhundert als reiches und kosmopolitisches Handelszentrum Spaniens und das sieht man überall.
Mein Besuch in Cádiz war ein ungeplanter Glückstreffer, den ich nie bereut habe. Wer mit der Fähre ankommt, landet quasi sofort in der Altstadt. Vom Hafen aus ist es nur ein Katzensprung in die wundervolle Altstadt.
Dort, mit den vielen kleinen, wunderschönen, engen Gassen ist überall eine unglaubliche Lebensfreude zu spüren. Cádiz bietet Sehenswürdigkeiten, Flair und ein unverwechselbares Lebensgefühl.
Es ist so schön, dass ich bereits einen eigenen Blogpost darüber geschrieben habe. Bei mehr Infomationsbedarf und Sehnsucht nach Tipps, einfach hier weiterlesen.
6. Eine Wanderung durch Pinienwälder
Ungefähr eine halbe Autostunde von Tarifa entfernt, liegt Barbate. Hier beginnt ein riesiges Naturschutzgebiet, mit Pinienwäldern soweit das Auge reicht. Für einen Tagesausflug lohnt es sich, nach Barbate zu fahren, das Auto stehen zu lassen und zu Fuß nach Los Canos de Meca zu laufen.
Der Weg führt durch das Naturschutzgebiet mit Pinienwäldern, so weit das Auge reicht. Wenn man von oben drauf schaut, wirkt es wie eine sanfte grüne Hügellandschaft. Mit ein bißchen Phantasie bekommt man eine Ahnung davon, wie die gesamte Küste einmal ausgesehen hat, bevor die Spanier das Holz für ihre Armada gebraucht haben.
Auf dem Hinweg hat man auf der linken Seite immer wieder einen tollen Blick auf die unfassbar schönen Buchten und Strände und natürlich auf die Surfer, die den Wellengang ausnutzen.
Immer weiter durch Wälder, vorbei am Torre de Tajo mit seinen wunderschönen Aussichtspunkten und Picknickplätzen läuft man ungefähr 2,5 Stunden.
Und urplötzlich taucht in der Ferne zwischen den Bäumen ein Leuchtturm auf, der des geschichtsträchtigen Cabo de Trafalgar in Los Canos de Meca. Wir hatten vor, uns am Leuchtturm mit Freunden zu treffen, haben aber die Entfernung komplett unterschätzt. Es lohnt sich aber auf alle Fälle bis dorthin durchzuhalten, in einer der wirklich tollen Strandbars etwas zu essen, zu trinken und die Leute zu beobachten, bevor man sich auf den Rückweg macht.
Eine ausführliche Beschreibung der Wanderung mit allen Tipps findet ihr hier.
7. Ein Ausflug nach Bolonia
Bolonia ist mit dem Auto nur 20 Minuten von Tarifa entfernt und liegt etwas versteckt abseits der Hauptverkehrswege. Und doch lohnt sich ein Ausflug in dieses kleine etwas verschlafene Dorf, denn es hat erstaunlich viel zu bieten.
Neben schier unendlichen wunderschönen Stränden und einer einzigartigen Wanderdünen bietet Bolonia auch reichlich Kultur und ein bißchen pathetisch gesagt kann man einen kräftigen Hauch Geschichte spüren.
Strand und die inzwischen 30 Meter hohe Wanderdüne wären ja schon Attraktion genug für so ein kleines Nest mit nicht einmal 200 Einwohnern.
Eine archäologische Ausgrabungsstätte, das war das letzte, was ich hier am Meer erwartet hätte. Und dann stolperte man hier über eine der größten und nicht ganz unwichtigen Spaniens – Baelo Claudia. Ich mag Ausgrabungen. Bei mir fährt dann auch ziemlich schnell die Phantasie Karussell. Hier war ich besonders beeindruckt vom Forum, denn in der Deutlichkeit hatte ich es noch nie gesehen. All die kleinen Läden, Werkstätten und auch “Kneipen”, die sich rund um den Platz drängen. Man kann sich richtig vorstellen, wie das Leben damals abgelaufen sein muss.
Wie ihr seht, bin ich total verliebt in diesen Teil Andalusiens, auch wenn ich keine Surferin bin. Die Natur, die Menschen, das Essen, das Wetter und die vielen tollen Dinge, die man unternehmen kann, haben mich einfach gepackt. Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Nachmachen und freue mich über Reaktionen oder vielleicht auch noch neue Tipps.
Meine Tipps und meine Eindrücke sind natürlich ganz subjektiv. Wer professionelle Tipps für Andalusien sucht, findet sie zum Beispiel in diesem Reiseführer von Michael Müller
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