´Besalú, mittelalterliche Perle

Besalú, eine mittelalterliche Perle in Katalonien

Besalú ist ein kleines mittelalterliches Städtchen in Katalonien. Der Ort liegt malerisch auf einem Felsen über dem Rio Fluvia, der am Fuße der Pyrenäen und ist die ehemalige Hauptstadt der Provinz Garoxxa. Das kleine Städtchen ist nicht nur für Kulturinteressierte oder diejenigen, die auf der Durchreise in den Süden Spaniens sind, ein lohnenswertes Ziel. Auch Costa Brave Urlaubern kann der Ort eine Abwechslung zum Strandleben bieten. In den Sommermonaten ist das deutlich spürbar, aber im Oktober, als wir dort waren, war davon nichts mehr zu merken.

Als wir in Besalú ankamen, war ich sofort fasziniert.

Diese Brücke, die Pont Vell, die schon die Ankunft im Ort zu etwas Besonderem macht – ich war hin und weg. Leider gab es im Oktober nicht so viele Stadtführungen wie in der Hochsaison, wenn mehrmals täglich Führungen in vielen unterschiedlichen Sprachen stattfinden.

Wohnmobilstellplatz in Besalú

Aber erst einmal mussten wir einen Stellplatz finden. Hier hat man, zumindest in der Nebensaison mehrere Optionen.

Der offizielle Stellplatz liegt an der Hauptstraße direkt neben einem Kreisverkehr. Ich glaube, in den Sommermonaten hat man keine andere Möglichkeit, als dort zu stehen. Da wir Besalú in der Nebensaison besucht haben, konnten wir auf dem Busparkplatz stehen. Der befindet sich direkt neben der Pont Vell auf einer Wiese und kann nur genutzt werden, wenn es trocken ist, weil man sonst unweigerlich versinkt. Wir haben hier herrlich geschlafen.

Abendstimmung über der Pont Vel in Besalú
In den Gassen von Besaú
Mittelalterliche Gasse in Besalú

Besalús Geschichte ist auch eine jüdische

Besalú, das an strategisch günstiger Stelle liegt, scheint bereits seit der Antike besiedelt gewesen zu sein. Die Blütezeit des Ortes begann im frühen Mittelalter

Besalú und seine Bedeutung im Mittelalter

Im Jahr 878 übertrug der Karolinger Karl der Kahle die Grafschaften Barcelona, Girona und Besalú an Wilfried den Haarigen, einen Grafen. Willfried war ein Graf, der aus der  Provinz Carcassonne stammte. Er erhielt das Recht, Titel und Ländereien zu vererben und begründete damit die Dynastie der Grafen von Barcelona. Dies gilt als die Grundlage und Ursprung der Unabhängigkeit Kataloniens.

Später trennte er die Grafschaft Besalú von seinem Herrschaftsgebiet ab und setzte seinen Bruder als neuen Grafen ein. Ein Jahrhundert später war die Festung Besalú fertig.

Der Legende nach, haben die katalanischen Nationalfarben (gelb und rot) und die Flagge ebenfalls ihren Ursprung in der Person Wilfrieds.

Graf Wilfried der Haarige war im Kampf verwundet worden und Karl der Kahle besuchte ihn am Krankenbett. Neben dem Lager lehnte das noch wappenlose wappenlose Schild. Der Karolinger soll seine Finger in das Blut des verwundeten Grafen getaucht und damit vier rote Streifen über den Schild gezogen haben. Damit war die katalanische Flagge geboren.

Besalú, eine Hochburg der Juden im Mittelalter

Bereits hundert Jahre nachdem Besalú durch die fertiggestellte Festung immer stetig wuchs, waren zwanzig Prozent der Einwohner und Einwohnerinnen des Ortes jüdisch und übten ganz normale Berufe wie Schneider, Lehrer oder auch Geldwechsler aus. Bemerkenswert ist aber, das zehn Prozent Ärzte waren, die zu den renommiertesten des Mittelalters zählten.

Die Pest machte aber auch vor Besalú nicht Halt. Dadurch, dass die jüdischen Einwohner regelmäßig rituelle Bäder nahmen, breitete sich die Seuche unter ihnen deutlich langsamer aus. Wie in ganz Europa, machten die Christen die Juden für den Ausbruch der Pest verantwortlich, woraufhin viele konvertierten oder die Stadt gleich verließen. Bereits Anfang des 14. Jahrhunderts gab es keine Juden mehr in Besalú.

Ein Spaziergang durchs mittelalterliche Besalú

Der Weg in die Altstadt von Besalú führte uns über die im Jahr 1315 erbaute und einhundertfünf Meter lange Pont Vell, die sich in steinernen Bögen über den Rio Fluvia spannt.

Am Ende der Brücke steht man bereits buchstäblich im Mittelalter und kann mit ein wenig Phantasie die Vergangenheit der Stadt direkt fühlen. Der historische Kern der Stadt wurde aufwändig renoviert und steht als Ganzes unter Denkmalschutz. Man schlendert durch enge Gassen, die von niedrigen Häusern gesäumt ist durch die Stadt.

Die Kirche Sant Pere de Besalú

Ursprünglich war die Kirche, die am Hauptplatz steht, die Kirche des Benediktinerklosters von Besalú, dessen Äbte die Geschicke des Ortes im 12. Und 13. Jahrhunderts gelenkt haben. Kloster wurde im 19. Jahrhundert aufgelassen, die Kirche ist heute Gemeindekirche.

Der Eintritt beträgt einen Euro. Dafür erhält man von der Dame am Eingang ein bezauberndes Lächeln, eine Erklärung in Englisch, die ausdrückliche Erlaubnis zu fotografieren und ein ausgedrucktes Blatt mit den wichtigsten Daten der Kirche.

Beim Eintritt in die Kirche war ich zunächst wirklich baff, denn selten habe ich eine so gut erhaltene romanische Kirche gesehen, die im Grundriss genau so da steht, wie sie im Jahr 1160 erbaut worden ist. Innen beeindruckt sie durch ihre Schmucklosigkeit, die ich so bei einer noch aktiven Kirche nicht gesehen habe.

Weil Besalú am Jakobsweg liegt, zogen hier schon immer Pilger vorbei und ich nehme an, sie tun es auch heute noch.

Die Mikwe von Besalú

Die Mikwe von Besalú wurde erst 1964 bei Umbauarbeiten in einem Keller entdeckt und war damit der erste Fund eines jüdischen Tauchbades in Spanien. Auch im naheliegenden Girona wurde im jüdischen Viertel ein Mikwe entdeckt, so dass beide als eine der wenigen mittelalterliche jüdischen Bäder in Europa gelten.

Man kann die Mikwe im Rahmen einer Führung besuchen und findet dann wieder die Zahl Sieben, die im Judentum eine bedeutende Rolle spielt. Die Frauen gingen sieben Stufen hinunter und tauchten dann ihren Körper ins Wasser, um Körper und Geist zu reinigen.

Mittelalterlicher Brunnen in Besalú
Sant Pere de Besalú
Besalù

Besalú und der Film

Filmaffine Menschen werden Besalú kennen und es wahrscheinlich nicht wissen.

In Tom Tykwers Film „Das Parfum“, der geographisch in Frankreich spielt, drehte man Szenen, die im Mittelalter spielten, in Besalú.

Auch in „Game of Thrones“ und „West World“ kann man bei genauem Hinsehen und natürlich Ortskenntnis, immer wieder einzelne Bilder aus dem Ort entdecken.

Der neueste Dreh fand dieses Jahr statt, als im Juni eine Bollywood Produktion für einen Tag den ganzen Ort lahm legte.

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