Für uns Münchner*innen gehört die Wies’n zum Jahreskreis, wie Frühling Sommer, Herbst und Winter, Ostern, Pfingsten, Weihnachten und die Starkbierzeit. Und genau wie über die Jahreszeiten wird auch über die Wies’n gegrantelt:

Zu voll, zu laut, zu teuer, zu viele Italiener, Fasching im Herbst …, aber ich glaube im Herzen geht‘s den meisten wie mir: Wir lieben die Wies’n und irgendwie gehört sie zu uns dazu.

Ich zumindest mag die Wies’n, wie sie ist: laut, bunt, ein bisschen Fasching und ein bisschen teuer.

Natürlich ärgere ich mich auch, wenn ich als Münchnerin an einem Freitagabend nicht in ein Bierzelt gelassen werden, weil es wegen Überfüllung geschlossen ist. Ich stehe draußen, friere und werde nass, während die amerikanischen, australischen und italienischen Touristen und natürlich die angereisten Preißn, bereits seit Stunden drinnen trinken, essen und ihren Spaß haben, weil sie eben nicht arbeiten mussten. Aber was soll‘s? Ich komme halt am nächsten Tag wieder und dann funktioniert es, auch weil es noch Türsteher gibt, die mit einem Zwinkern Münchnerinnen folgendes sagen: „Macht‘s den Schirm zua und geht‘s eini, des is a Schand, dass die Italiener drin sand und es miast‘s draußn frian“

Natürlich muss ich auch über die „Verkleidungen“ so mancher Touris schmunzeln, die dann in der Plastik-“Lederhos‘n“ oder im offensichtlich aus irgendwelchen merkwürdigen Stoffen in Asien hergestellten Dirndl für 49,99 € stolz über die Theresienwiese marschieren und denken, sie seien nun passend gekleidet. Aber, sie haben ihren Spaß und wir als Münchner*innen bei ihrem Anblick auch.

Ich finde es schön, in diesen sechzehn Tagen meine Dirndl endlich mal ausführen zu können, ein entzückendes Dekoltée zu haben, mit wildfremden Menschen im viel zu lauten Zelt zu sitzen, schwachsinnige Musik mitzugrölen, zu tanzen und viel zu viel Bier zu trinken.

Spätestens jetzt wird allen klar sein, dass ich nicht zu den Münchner*innen gehöre, die während der Wies’n verreisen, dauernd darüber schimpfen und standhaft nicht hingehen.

 

Ich liebe unser Oktoberfest und liebe es, immer wieder in diese laute und bunte Menschenmasse und diesen Geruchs- und Geräuschoverkill einzutauchen.