Warum überschreibe ich meine Gedanken zu Corona mit diesem Satz von Sartre? Weil er Meinung nach stimmt und wir ihn uns zu Herzen nehmen sollten!

Wir leben nun einmal im Frühjahr 2020 und unser aller Leben findet jetzt statt. Es bleibt weiterhin geprägt von diesem kleinen fiesen Virus, da kann man weder die Augen davor verschließen noch es wegdiskutieren. Objektiv ist es natürlich keine schöne Zeit.

Alles, was Spaß macht, ist gerade nicht erlaubt: keine Reise, kein Kino, kein Café- oder Restaurantbesuch, kein Museum, Konzert oder Festival. Ja, sogar Sport ist reglementiert und nur im individuellen Rahmen erlaubt, Mannschaftsspiele tabu.

Ich weiß natürlich, dass das Thema „Corona“ gerade niemanden mehr interessiert, aber wenn wir nicht aufpassen, wird es uns wieder mehr als uns lieb ist, interessieren müssen.

„Die Regierung versaut mir meinen Urlaub“

Und wieder komme ich auf Sartres Satz zurück.

Wir leben in dieser unserer Zeit. In Zeiten einer Pandemie muss eine Regierung ihre Bevölkerung schützen. Mehr noch, idealerweise arbeiten alle Regierungen dieser Welt zusammen, um alle Menschen zu schützen. Da treten manchmal die individuellen privaten Bedürfnisse einzelner in den Hintergrund.

Noch vor vier Wochen gab es große Zustimmung für alle Maßnahmen und den hier vergleichsweise mäßigen Lockdown. Dank dieser schnellen Reaktion des Staates müssen wir in Deutschland nicht Soldaten dabei zuschauen, wie sie Leichensäcke abtransportieren, wie dies z.B. in New York, Bergamo oder Guayaquil geschehen ist. Aber, damit sind die möglichen Auswirkungen in dieser unseren Zeit in unserem Leben Gottseidank auch nicht sichtbar. Niemand sieht die Menschen, die in Intensivbetten qualvoll versuchen, Luft zu bekommen. Nur wenige kennen schwer an covid-19 Erkrankte.

Stattdessen fühlt man sich durch Maskenpflicht und gestrichene Fernreise in den Grundrechten beschnitten. Das will ich auch nicht bestreiten. Natürlich sehe ich es auch kritisch, denn unser Grundgesetz ist ein hohes Gut und muss immer geschützt bleiben. Wie kann man die Grundrechte für alle bewahren? Gelten die Grundrechte für die einen mehr und für die anderen weniger? Wie wird es gewichtet?

Die Grundrechte aller

Grundrechte gelten für alle Menschen, egal, wie alt sie sind, welcher Herkunft, Religion, Geschlecht und Einstellung.

Ich finde es wie gesagt sehr wichtig und richtig, dass man kritisch und immer wieder genau hinschaut, ob und wie lange es nötig ist, die Grundrechte einzuschränken – keine Frage.

Alle, die jetzt laut gegen Maskenpflicht, Ausgangs- und Reisebeschränkungen protestieren und polemisieren, muss man doch an das Recht auf körperliche Unversehrtheit jedes Menschen erinnern. Es ist ein hohes und gerade in Deutschland schmerzlich erlerntes Gut und muss auf alle Fälle bewahrt werden. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit haben eben auch alte Menschen und solche, die Risikogruppen angehören. Sind wir wieder so weit, möchte man überspitzt fragen. Ist es wieder so weit, dass wir uns nicht einmal ein paar Monate etwas einschränken können, um andere zu schützen. Ist der persönliche Spaß und das Entertainment wirklich so wichtig? Ist es wirklich so wichtig, in diesen Zeiten shoppen zu gehen? Können die neuen Gelnägel, der Haarschnitt oder der Stadionbesuch nicht einfach noch ein bißchen warten? Muss es unbedingt der Gin Tonic in der angesagten Bar sein?

Können wir damit nicht noch ein bißchen warten, ohne zu jammern und den Wutbürger herauszukehren. Es geht ja nur um ein paar Wochen und nicht um ein ganzes Leben. Aber diese paar Wochen der Vorsicht und Solidarität können viele Leben retten und nicht ganz so schlimme Zeiten verhindern.

Es gibt schönere Zeiten, aber diese ist unsere und es kommt nur darauf an, was wir daraus machen

Niemand muss glauben, dass es mir anders geht, als dem Rest der Welt. Auch ich habe mich auf meine nächste Reise – einen Roadtrip durch Holland und Belgien – wahnsinnig gefreut. Auch ich wollte gerne den 80. Geburtstag meiner Mutter mit ihr feiern. Auch ich wollte gerne meinen Geburtstag mit Freund*innen und Familie feiern. Auch ich wollte meine Tochter in London mal wieder sehen. Aber ich lebe eben in diesen Zeiten…

Beruflich habe ich das große Glück, dass ich in einem systemrelevanten Beruf arbeite und in diesem Punkt zumindest in einer komfortablen Situation bin.

Aber natürlich hadere ich auch, wenn es um mein privates Leben, meine Freizeit geht. Inzwischen versuche ich dennoch, das Beste für mich aus der Situation herauszuholen, ganz nach dem Motto „Jammern nützt nichts und macht nur Falten“, habe ich mir etwas überlegt, um eben nicht durchzudrehen. Ich kümmere mich wieder mehr um mich selbst, tue etwas für meinen Körper und gehe wieder laufen. Dabei kann ich wunderbar meine Gedanken fliegen lassen. Einige kommen, andere gehen und so langsam sortiert sich Schritt für Schritt und Tag für Tag mein Nach-Corona-Plan… . Der ist allerdings so kühn, dass ich noch nicht so richtig weiß, ob ich wirklich auf ein schnelles Ende dieser außergewöhnlichen Zeit hoffen soll.

© 2020 REISE DURCH MEIN BUNTES LEBEN

Was ich damit sagen möchte? Wir müssen, jede*r ganz individuell das Beste aus dieser unserer Zeit machen, dann ist sie für uns keine verlorene Zeit. Regierungen haben kein Interesse daran, die Zeiten schlimm zu reden und dann Popcorn essend dabei zuzusehen, das die Wirtschaft den Bach runter geht und wir einer langen nicht gekannten Rezession entgegenlaufen.

Und trotzdem: bei allem Vertrauen bleibt es immer wichtig, alles (auch das Regierungshandeln) immer wieder kritisch zu hinterfragen, abzuwägen und sich selbst zu überprüfen. Schließlich wollen wir ja alle bald wieder „schönere Zeiten“ und die dann nicht nur Dank der Abwesenheit von Corona.