Blick auf Bouillon

Zwei Tage in Bouillon lohnen sich auf alle Fälle

Das Städtchen Bouillon

Auf dem Weg in den Süden, war ich auf der Suche nach einer hübschen kleinen Stadt, in deren Nähe es einen guten Wohnmobilstellplatz gibt und bin in Bouillon fündig geworden.

Bouillon ist eine hübsche kleine Stadt in den Ardennen im Südosten Belgiens und liegt direkt an der Grenze zu Frankreich. Dominiert wird der Ort von der mächtigen über 1000jährigen Burg, die über ihr thront und die nicht zu übersehen ist.

 

Mir sagte der Name zunächst überhaupt nichts und ich musste, wie wahrscheinlich die meisten, an Suppe denken. Aber irgendetwas regte sich ganz weit hinten in meinen Gehirnwindungen und arbeitete sich an die Oberfläche: Ja klar, Gottfried von Bouillon, der allererste Kreuzfahrer! Jetzt war ich gespannt, auf Bouillon und auf die berühmte Burg.

Gottfried von Bouillon, der erste Kreuzfahrer

So kam Gottfried nach Bouillon

Gottfried von Bouillon wurde im Jahr 1060 geboren und war der fünfte und damit letzte Herzog des Hauses Ardenne. Die Herzöge Bouillon und damit die Burg, die strategisch günstig lag, für sich. Die Besitzer der Burg kontrollierten die Wege von Norden nach Süden und damit natürlich auch deren Handel.

Als zweitgeborener Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne winkte Gottfried zunächst keine goldene Zukunft als Erbe eines Herrschertitels, allerdings setzte ihn sein kinderloser Onkel Gottfried IV. von Niederlothringen zu seinem Erben und Nachfolger ein. Damit war aber König Heinrich IV. nicht einverstanden, legte sein Veto ein und setzte seinen Sohn ein. Gottfried erhielt lediglich die eher unbedeutenden und kleinen Marktgrafschaft Antwerpen und die Herrschaft Bouillon und konnte hier zeigen, wie fähig und königstreu er war.

Deswegen und weil er sogar im Investiturstreit loyal blieb, erhielt er das Herzogtum Niederlothringen als Lehen.

Blick auf Bouillon an der Semois
Andechs
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© REISE DURCH MEIN BUNTES LEBEN Bentheim
Andechs
stellplatz andechs

Die Synode von Clermont – lebensverändernd für Gottfried von Bouillon

Zentrales Thema der Synode von Clermont war der Investiturstreit. Auf der Synode gab Papst Urban II. mit seiner Rede aber auch den Startschuss für den Ersten Kreuzzug der Geschichte. Unterschiedliche Quellen berichten von unterschiedlichen Schwerpunkten dieser Rede. Mal soll er über die Muslime hergezogen sein, mal vom Beistand für die östlichen Christen gesprochen haben. Im Kern sagen alle das Gleiche über seine Rede: Vergebung aller Sünden für jene, die an diesem „Heiligen Krieg“ teilnehmen. Die Worte: „Dieu veut!“ – „Gott will!“ Haben sich vielen, so auch Gottfried von Bouillon, eingebrannt.

Er verpfändete seine Burg und alle anderen Besitztümer im Jahr 1096 an den Fürstbischof von Liège, mit der Option, sie nach drei Jahren auslösen zu können, und zog als Heerführer von 20.000 Mann Richtung Jerusalem.

Um es abzukürzen: er erreichte Jerusalem nach ungefähr 1000 Tagen tatsächlich, konnte aber unterwegs nicht verhindern, dass seine Leute unvorstellbare Gräueltaten begingen.

Nach der Eroberung Jerusalems, erhielt Gottfried von Bouillon den Titel „Beschützer des Heiligen Grabes“, da er die Königswürde ablehnte, die seiner Ansicht nach nur Jesus Christus zustünde.

Die Sehenswürdigkeiten von Bouillon

Den „Bouillon City Pass“, der Eintrittskarten für alles Sehenswürdigkeiten enthält, erhält man für 15,- € an der Kasse jeder Sehenswürdigkeit oder in der Touristeninformation. Einzelne Eintrittskarten kann man nicht kaufen, man erhält immer das gesamte Paket.

Die Burg von Bouillon

Für einen Besuch in der Burg sollte man sich wirklich Zeit nehmen und immer mal wieder innehalten. An manchen Punkten kann man fast körperlich spüren, wie beschwerlich und ungemütlich das Leben zu Zeiten Gottfried von Bouillons gewesen sein muss.

An der Kasse kann man ein kleines Booklet erhalten, in dem die wichtigsten Dinge erklärt sind. Ich selbst hatte es bei der Besichtigung auch, habe es aber nicht benötigt, da sehr vieles selbsterklärend ist.

Die Festung wurde vor über 1000 Jahren auf drei Hügelkuppen hoch über dem Fluß errichtet.

Eines der Highlights ist der Turm. Von hier aus hat man eine sehr schöne Aussicht auf das Tal der Semois hat, in deren Schleife sich die Höhenburg und das hübsche Städtchen befinden.

Mehrmals am Tag gibt es im Burghof eine kleine Greifvogelschau, die im Preis inbegriffen ist und der man fast nicht entkommen kann.

Mit ihrem Gängesystem und den gut erhaltenen riesigen Sälen, ist die Burg von Bouillon eine der ältesten und interessantesten Zeugen ihrer Zeit. Mich hat am meisten der lange unterirdische Gang mit der Käserei und anderen Gewerken beeindruckt, vor allem weil ich mich zu diesem Zeitpunkt allein dort befand – schönschauriges Gruseln inklusive.

Für Hundebesitzer*innen wichtig: Hunde dürfen wegen der dort lebenden und manchmal auch fliegenden Greifvögel nicht in die Burg.

Das Archéoscope, Gottfried von Bouillon

Das Archéoscope liegt hinter der Tourismusinformation und der Eintritt ist im „Bouillon City Pass“ inbegriffen.

Dort erlebt man, quasi gemeinsam mit Gottfried von Bouillon, eine audiovisuelle Reise durch den ersten Kreuzzug bis zu seinem Tod in Jerusalem. Im Anschluss befinden sich mehrere Ausstellungen, die Gottfried und seine Zeit von den unterschiedlichsten Seiten beleuchten. Speziell der erste Kreuzzug wird stellenweise kritisch beleuchtet und in seinen (mitunter negativen) Auswirkungen auch aus muslimischer Sicht betrachtet.

Musée Ducal in Bouillon

Das Musée Ducal befindet sich ganz in der Nähe der Burg und ist in zwei denkmalgeschützten Gebäuden aus dem 17. Und 18. Jahrhundert untergebracht. Der Eintritt ist im „Bouillon City Pass“ ebenfalls inbegriffen.

Als Ergänzung zum Besuch der Burg und des Archéoscope ist ein Besuch hier durchaus zu empfehlen. Auch in diesem kleinen Museum dreht sich natürlich alles um Gottfried von Bouillon und den Kreuzzug. Allerdings liegt ein weiterer Augenmerk auf dem Rittertum im Allgemeinen und rundet die ganze Geschichte ab.

Wie in allen Ausstellungen und Führungen in Bouillon, erhält man auch hier alle Erklärungen auf Englisch, Französisch oder Niederländisch.

 

 

Ammersee
Ammersee
Weg zum Wohnmobilstellplatz, Bouillon

Was kann man in Bouillon sonst noch unternehmen?

Die Frage beantwortet sich fast von selbst, denn man befindet sich in den Ardennen, einer wunderschönen leicht bergigen Landschaft. Auch in Bouillon gibt es herrliche Möglichkeiten für ausgedehnte Rad- oder Wandertouren, aber auch für kleinere und längere Spaziergänge.

Es gibt einen ausgeschilderten Weg, der aus dem Tal zu einem Aussichtsturm gegenüber der Burg führt. Von hier aus hat man einen wirklich atemberaubenden Blick.

In der Stadt selbst gibt es einige hübsche Cafés und Restaurants mit Blick auf die Semois, in denen man herrlich Waffeln essen und das Treiben beobachten kann.

Übernachten in Bouillon

Bei einem Spaziergang durch die Stadt habe ich einige hübsche kleine Hotels und entzückende Gites gesehen. Gerade außerhalb der Saison sollte deshalb auch ein spontaner Aufenthalt in Bouillon kein großes Problem sein.

Für alle, die mit dem Camper oder Van unterwegs sind, gibt es einen kostenlosen Stellplatz ein wenig außerhalb des Orts, umgeben von Wiesen und Sportplätzen, am Ufer der Semois. Hier ist alles, inklusive Strom kostenlos. Über einen kleinen Weg, der an der Semois entlangführt, gelangt man innerhalb von zwanzig Minuten zu Fuß in die Stadt oder auf die Burg. Besonders schön ist der Fußweg entlang des Flusses auf der rechten Seite.

Fazit

Auf dem Weg in den Süden ist Bouillon auf jeden Fall einen Zwischenstopp wert. Es lohnt sich auf alle Fälle, zwei oder drei Tage in Bouillon zu verbringen. Hier kann man Kultur, Natur und ein wenig Savoir-Vivre wunderbar miteinander verbinden und sich langsam auf die kommende Reise einstimmen.