Ich liebe es wandern zu gehen und daher war es für mich selbstverständlich, dass wir auf unserem Roadtrip durch den Norden Korsikas auch ein paar Tage in Calvi verbrachten. Denn neben dieser wunderschönen Stadt gibt es dort auch noch den Capu Di A Veta, Calvis Hausberg. Und da wollte ich unbedingt hinauf. Als Münchnerin, mit den Alpen vor der Tür, dachte ich ein 700m hoher Berg? Kein Problem. Aber, am Abend weiß man, was man getan hat, versprochen! Aber der Reihe nach.
Stetig bergauf und wenig Schatten
Der Weg ist das Ziel, Wanderung auf den Capu di a Veta
Ein paar nützliche Tipps vorweg
- Früh losgehen, denn die Tour zieht sich mindestens über fünf Stunden. Wenn man also zwischendurch die Eindrücke genießen möchte oder den von allen zitierten und als unglaublich schön beschriebenen Sonnenaufgang bewundern möchte, heißt es sehr früh aufstehen.
- Unbedingt Kappi, Hut, Tuch oder Mütze mitnehmen. Auf dem gesamten Weg gibt es so gut wie keinen Schatten und ohne Kopfbedeckung kann man sich leicht einen Sonnenstich holen.
- Ausreichend Wasser und natürlich eine Brotzeit mitnehmen, denn unterwegs gibt es keine Möglichkeit, einzukehren. Außerdem ist es toll, oben auf dem Gipfel das Mitgebrachte mit einem unschlagbaren Ausblick zu genießen.
- Auf jeden Fall Wanderschuhe mit gutem Profil oder Trekkingschuhe anziehen. Erstens ist der Weg weit und zweitens, wie ihr im Verlauf lesen werdet, im letzten Viertel mit echter, wenn auch leichter Kletterei verbunden.
- Wenn man genügend Pausen macht, ist die Wanderung auch für Kinder ab ca. sechs Jahren ein Spaß, da viel Abwechslung und Kraxelei geboten wird.
- Trittsichere Hunde mit guter Kondition kann man gut mitnehmen.
Der Weg auf den Capu di a Veta: die erste Hälfte zum warm werden
Die Tour auf den Capu di a Veta startet idealerweise am bekannten Feriendorf „Zum störrischen Esel“, da man dort parken kann und es später keine Parkplätze mehr gibt. Von hier aus geht man auf der Straße eine gute viertel Stunde geradeaus, bis man am Ortsende das „Hotel Corsica“ erreicht. Hier biegt man rechts ab und hat dann zwei Möglichkeiten: entweder entscheidet man sich für den kleinen Pfad durch die Macchia oder nimmt ein Stückchen weiter eine ausgespülte Sand-Schotterstraße, wie wir. Den Weg direkt durch die Macchia haben wir uns für den Rückweg aufgehoben, da er wohl gerade im Herbst an manchen Stellen zugewachsen sein kann. Die Energie, uns da durchzukämpfen, wollten wir nicht bereits am Anfang vergeuden.
Gleich von Beginn an geht es relativ steil und stetig bergauf, den Capu di a Veta immer vor Augen. Und plötzlich kommt einem der „nur“ 700 Meter hohe Berg nicht mehr niedrig vor. Im Gegenteil, angesichts des Geländes ohne Schatten fragt man sich dann doch bei so mindestens jedem fünften Schritt, welcher Teufel einen da geritten haben könnte. Keine Angst, das sind flüchtige Gedanken angesichts der grandiosen Ausblicke, die sich auf die Bucht von Calvi, die Macchia und die Berge eröffnen. Die Markierung des Weges ist wirklich gut (rot-weiße Flatterbänder oder rote Punkte), so dass man sich auf keinen Fall verlaufen kann.
So setzt sich der Weg, immer in der prallen Sonne, fort – gehen, stehenbleiben, staunen, fotografieren – bis man am, schon von unten zu sehenden, Strommast ankommt, der die ganze Zeit ein wunderbarer Orientierungspunkt war.
Das letzte Stück bis zum Gipfel
Dort angekommen, hat man ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft und jetzt wird es abwechslungsreicher und ein bißchen anstrengender. Gedankenverlorenes Dahinwandern ist nun vorbei. Die Wege werden schmaler und das Gelände schroffer, so dass man sich wirklich konzentrieren muss.
Zunächst geht es buchstäblich über Stock und Stein steil bergauf, bis man ein wirklich schon fast romantisch wirkendes Blockfeld erreicht. Der Weg ist hier an zwei Stellen mit Ketten gesichert. Zur Orientierung hat man weiterhin die roten Punkte und zusätzlich Steinmännchen. Prächtige Tafonifelsen und kleine Kraxeleien, die einen ab dem Sattel zwischen Capu di a Veta und dem benachbarten Capu di a Conca erwarten, lassen die zweite Hälfte der Tour nur halb so anstrengend erscheinen.
Der Blick in Richtung Küste ist auch hier atemberaubend. Jetzt kann man weit über die Küstenlinie hinaus in Richtung Süden blicken und sieht das Meer in allen Türkis- und Blautönen glitzern.
Das letzte Stück ist dann steil und führt über die Rinne. Besonders hier sind manchmal leichte Kraxeleinlagen gefragt.
Nachdem man die Rinne gemeistert hat, ist man endlich oben. Ich war richtig froh, den mitgebrachten Pullover und die Fleecejacke anziehen zu können, denn der Wind pfeift einem hier oben ganz schön um die Ohren. Nach dem obligatorischen Gipfelkreuzfoto haben wir uns erstmal einen windgeschützten Platz gesucht und ausgiebig Brotzeit gemacht. Sprechen konnte sowieso niemand mehr, denn der 360 Grad Rundumblick aufs Meer und das im Landesinneren liegende Hochgebirge Korsikas machen einfach sprachlos.
Vom Capu di a Veta zurück nach Calvi
Nach Staunen, einer ausführlichen Brotzeit und natürlich vielen Fotos, machen wir uns wieder auf den Rückweg. Bis zum Strommast geht es zurück durch die Rinne und vorbei an den schönen Felsen und dem Blockfeld. Nun nehmen wir die kleinen Pfade durch die Macchia, um nicht denselben Weg zurückzugehen und weil es auch schneller geht. Das ist ein unglaubliches Erlebnis. Rechts und links die wirklich undurchdringliche stachelige Macchia und man selbst mittendrin. In dem Moment hätte ich viel darum gegeben, mich einfach in den Frühling zu beamen. Denn im Frühling duftet und blüht die Macchia ganz unwahrscheinlich und betörend, was leider im September nicht mehr der Fall ist.
Resumée, Tipps und Alternativen
Diese Wanderung vor allem für geübte und trainierte Geher empfehlenswert. Mit ausreichend Kondition und ein bißchen Bergerfahrung macht sie viel Spaß und artet nicht in Quälerei aus. Ich muss aber zugeben, dass ich trotz guter Kondition am Abend froh, mich nicht mehr bewegen zu müssen. Und eingeschlafen bin ich sehr schnell und habe von der Macchia im Frühling geträumt.
Wer immer noch nicht genug hat, kann auf dem Rückweg am Strommast links abbiegen und vorbei an der Wallfahrtskirche Notre Dame de la Serra nach Calvi zurückkehren.
Wie immer am Schluss noch ein paar Empfehlungen
Diese Empfehlungen sind von mir tatsächlich getestet. Über die Affiliatelinks kommt man direkt zum Produkt. Wer über den Link bestellt, zahlt nicht mehr, unterstützt aber den Erhalt und die Finanzierung des Blogs.
- Wer jetzt Lust auf wandern in Korsika bekommen hat, dem empfehle ich das Buch „Korsika: die schönsten Küsten- und Bergwanderungen“ und als Reiselektüre den Krimi „Der Kopf des Korsen“ (hierzu habe ich auch bereits einen ausführlichen Literaturtipp geschrieben, bei Interesse hier weiterlesen).
- Ich hatte auf dieser Tour Trekkingschuhe an und zwar diese von adidas: adidas Terrex Swift R2. Superbequem und auf einem Roadtrip echt praktisch, weil sie so vielseitig einsetzbar sind. Ganz ehrlich, man kann sie als Wanderschuhe und Sneakers tragen.
- Tagesrucksack: Dieser hier von Deuter ist ein echtes Raumwunder und hat seinen Zweck selbst für mich als Rückengeplagte mehr als nur erfüllt.
Wieder ein grandioser Beitrag.