REISE DURCH MEIN BUNTES LEBEN
Schon Wochen bevor die Reise beginnt, möchte man am liebsten schon unterwegs sein. Fernweh und Vorfreude sind nur zwei der Gefühle, die zumindest mich schon lange vor dem Start packen. Wie viele andere, reise ich dann nicht nur im Internet vorher durch die Welt, sondern lese Bücher. Reiseführer, lokale Krimis, Dokumentationen oder auch Reiseberichte – egal, denn alles was auch nur entfernt nach Reiselektüre riecht, kann das Fernweh ein bißchen mildern.
Damit ihr auch ein bißchen was davon habt, gibt es hier die ersten drei Buchtipps. Sie sind, so finde ich, eine exzellente Reiselektüre für vor, während oder nach der Reise. Außerdem gibt es einen Buchtipp für Eltern, die auch auf Reisen Spaß am Vorlesen haben möchten, eigentlich ist es aber ein Buchtipp für die ganze Familie.
Reiselektüre #1: Jörg Kammann, Ein deutsches Klassenzimmer
Wie wahrscheinlich alle schon gemerkt haben, reise ich gerne, sehr gerne. Beim Reisen geht es mir nicht nur um Urlaub, sondern vor allem auch darum, die Menschen und die Kultur des jeweiligen Landes kennenzulernen. Dieses Interesse resultiert sicherlich daraus, dass ich Interkultureller Coach bin. Das allein macht mich neugierig auf alles, was vermeintlich „anders“ ist. Aus diesem Grund hat mich Jörg Kammann’s Reisebericht der etwas anderen Art wohl auch so gefesselt.
Jörg Kammann ist Lehrer und unterrichtet Englisch und Geographie in einer internationalen Vorbereitungsklasse in Hamburg. Auch wenn ich Interkultureller Coach bin, käme ich wohl nie auf die Idee, ein Saabbatjahr in Somalia, Eritrea oder Syrien zu verbringen, den Ländern aus denen MEIN Klientel kommt.
Jörg Kammann hat es getan und die Heimatländer seiner Schüler*innen, die sehr viel weniger gefährlich sind, besucht. In jedem dieser Länder wollte er sich vier Wochen aufhalten. In seine Reisepläne bezog er die Klasse ein, weshalb ihm ein individueller Reise- und Sprachführer entstand, den seine Schüler*innen für ihn gestaltet haben.
Und so liest man sich kurzweilig durch eine Mischung aus Reiseführer und Roman und bekommt manchmal tatsächlich Lust mit Jörg Kammann zu tauschen. Seine Begegnungen wirken so authentisch, dass sie sehr viel mehr über das jeweilige Land verraten, als jeder Reise- und Kulturführer.
Jörg Kammann ist es gelungen, mich in die mir Länder mitzunehmen. Er beschreibt die ungewohnten und ungewöhnlichen, manchmal sehr bescheidenen Lebensverhältnisse und die damit verbundenen Herausforderungen, ohne dass ich mir vorkomme, wie ein Voyeurin. Er schreibt sehr authentisch und oftmals auch humorvoll, so dass das Lesen Spaß macht, auch wenn ich manchmal innerlich den Kopf schütteln musste, weil seine Sichtweisen mir manchmal nicht verständlich waren. Auf der anderen Seite macht diese Subjektivität auch den Reiz dieses Buches aus.
„Ein deutsches Klassenzimmer“ war für mich ein echter Lesespaß. Das Buch weckt Reiselust, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle nachdenklich macht. Jörg Kammann zeigt, wie Reisen abseits aller Instagram-Schönheit auch sein kann und dass die Schönheit des Reisens oft versteckt hinter den Begegnungen liegt.
Reiselektüre #2: Steven Lundström, Die Pinguingang
Meine Kinder sind schon groß, aber ich erinnere mich gut, wie schwierig es war, vor dem Urlaub ein Buch zu finden, dass allen Bedürfnissen gerecht wird. Es sollte für alle Kinder unterschiedlichsten Alters geeignet und spannend sein. Natürlich musste es auch noch die richtige message mitbringen, die Bilder sollten Raum für Fantasie lassen und ich wollte auch Spaß haben.
Hätte es nur damals schon Die Pinguingang, geschrieben von Steven Lundström und gezeichnet von seiner Frau, Birgit Christiansen, gegeben! Ganz ehrlich, eigentlich bin ich aus dem Kinderbuchalter heraus, aber dieses hat mich so gefesselt, dass ich es an einem Abend gelesen habe.
Ein witzig geschriebenes und wunderschön illustriertes Kinderbuch, in dem es endlich einmal nicht um einen einzigen Helden oder Gut und Böse geht. Die Geschichte handelt vielmehr von der Freundschaft von acht Pinguinküken, die befreundet sind und die „Gang“ bilden. Die „Gang“ bemerkt die Veränderungen im „Großen Weißen Kalten Land“, immer weniger Kälte und immer weniger Schnee und die acht beschließen diesem Problem auf den Grund zu gehen und ihre Welt zu retten… aber das muss man wirklich selbst lesen, es ist einfach zu schön.
Nur so viel noch: Es geht nicht um an den Haaren herbeigezogenen Abenteuer, die nur dem Reich der Fantasie entspringen. In diesem Buch geht es um Themen wie Freundschaft, Heranwachsen, Beteiligung und auch um große Themen, wie Umweltverschmutzung, Klimawandel und die Eingriffe des Menschen in die Natur. Große Themen, ich weiß, aber für meinen Geschmack genau richtig, denn man kann durchaus auch bei jüngeren Kindern ein Bewußtsein für diese Themen wecken, zumal wenn sie so toll verpackt sind.
Ich habe es bereits mehrfach verschenkt und alle Kids waren begeistert und tatsächlich auch ihre Eltern. Auch hier warte ich auf eine Fortsetzung.
Reiselektüre #3: Barbara Ireland, NYT. 36 Hours. Europa
Im Gegensatz zu den anderen drei Büchern, die ich hier beschreibe, handelt es sich bei 36 Hours. Europa um einen echten Reiseführer. Mit diesem Buch kann man, zumindest in Gedanken und Träumen deutlich sein Fernweh stillen und auf einen Wochenendtrip gehen.
Aber auch ganz praktisch kann man damit Wochenendtrips für Städtereisen in ganz Europa planen. London, Paris oder Barcelona hat jede*r auf dem Schirm. Hier werden aber mögliche Wochenendplanungen in viele schöne Städte in allen Teilen Europas gezeigt, an die man vielleicht noch gar nicht gedacht hat. Die Beschreibungen sind interessant und kurz gehalten und bieten einen guten Anreiz für die eigene Planung. Man kann einen Trip genau so umsetzen, bis hin zu den Restaurant Empfehlungen. Eine andere Möglichkeit ist, die Infos lediglich als Anhaltspunkt für die Zusammenstellung der eigenen Reise zu nutzen.
Schon von außen wirkt 36 Hours. Europa wie ein sehr edles Reisetagebuch. Das Cover ist textilüberzogen mit teils erhabenen und teils geprägtem Text und fasst sich toll an. Die Städte sind nach Himmelsrichtungen sortiert und durch unterschiedliche farbige Einkerbungen schnell zu finden. Farbige Bändchen zum Markieren der Wunschziele, genaue Zeitpläne und viele Bilder machen diesen Band zu etwas ganz Besonderem.
Das einzige Manko: wenn man nicht mit dem Auto unterwegs ist, wird man das dicke Buch wahrscheinlich nicht mitnehmen, weil es viel zu schwer ist. Aber in diesem Fall kann man sich dann entsprechende Seiten abfotografieren, einscannen oder kopieren.
Reiselektüre #4: Jean Renard, Der Kopf des Korsen
Manchmal lese ich Krimis in Vorbereitung auf eine Reise. Wenn die nämlich wirklich gut recherchiert und mit Ortskenntnis geschrieben sind, dann hat man davon sehr viel mehr, als von jedem Reiseführer. Ein Krimi kann Emotionen transportieren, Kultur und Eigenheiten des Landes skizzieren und im besten Fall so fesseln, dass man das Gefühl hat, bereits dort gewesen zu sein.
Den „Kopf des Korsen“ habe ich vor meiner Korsikareise im September 2019 eher zufällig entdeckt. Wegen folgendem Satz im Buchdeckel wurde er zu meiner Reiselektüre, schon bevor es eigentlich losging: „Eine blutige Tour de Force, ein rasantes Ermittlerduo und ein gnadenloser Fall – vor der grandiosen Kulisse Korsikas“.
Das war ein Versprechen für all das, was ich von einem guten Krimi, der gleichzeitig auch Reiselektüre sein soll, erwarte. Spannender Zeitvertreib, aber auch eine bildreiche und interessante Beschreibung von Land und Leuten.
Ehrlich, ich bin tatsächlich nicht enttäuscht worden. Während des Lesens konnte ich die Atmosphäre der Insel förmlich spüren und die Kräuter der Macchia riechen. Calvi und Bastia standen sowieso schon von vorne herein auf meiner Liste der unbedingt zu besuchenden Orte. Erbalunga kam danach ebenso hinzu, wie eine Fahrt über die kurvenreichen Straßen durch das bergige Inland.
„Der Kopf des Korsen“ hat alles, was einen guten Krimi ausmacht. Die Figuren sind echte Charakterköpfe, knorrig und eigenwillig. Die Handlung ist spannend mit überraschenden Wendungen und die Sprache ist mitreißend, dennoch nicht platt und voll von manchmal sehr bissigem und, trockenen Humor.
Was ich erst während und nach meinem Korsikatrip feststellen konnte, war, dass der Autor wohl über exzellente Ortskenntnisse und Kenntnisse der korsischen Eigenarten verfügt und man so ein umfassendes und wunderschönes Bild der Insel bekommt, das sofort Lust auf den nächsten Korsikatrip macht.
Selbst wenn man den Krimi nicht als Vorbereitung eines Korsikaurlaubs liest, ist es eine wunderbare Reiselektüre oder ein guter Killer für den Winterblues, wenn man sich damit in den nächsten Urlaub träumen möchte.
Zusammenfassung und Hinweise
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Neugierig geworden? Dann los, der nächste Urlaub oder die nächste Reise kommen bestimmt. Viel Spaß beim Lesen.
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