Aussicht vom Belvedere auf Wien

Wien mal anders: Spaziergänge, Kultur, Kulinarik und Shoppen

Endlich war er da, mein kleiner und lang ersehnter Kurztrip nach Wien. Angereist bin ich mit der Bahn.  Sie fährt in gut vier Stunden von München nach Wien zu einem Preis, der mit dem Auto niemals erreichbar ist, zumal man in Wien durch das gute ÖPNV-System wirklich kein Auto benötigt.

Ein kleiner Tipp: auch bei vier Tagen Aufenthalt, sollte man sich eine Wochenkarte für ungefähr 17 € kaufen. Der Preis ist der Gleiche wie der für fünf Tage und vielleicht findet man vor der Abfahrt noch jemanden, dem man sie am Ende schenken kann.

Nun war ich also in Wien. Bei allerschönstem Wetter und ich hatte Zeit nur für mich und noch keinen Plan. Die obligatorischen Sehenswürdigkeiten Wiens hatte ich bereits bei früheren Aufenthalten erledigt, nun konnte die Kür kommen.

Hier sind meine Tipps für alle, denen es ähnlich geht. Für alle, die Wien ein wenig abseits der allergrößten Attraktionen genießen und doch nur wenig Geld ausgeben möchten.

Rund um den Stephansdom

​Ein Besuch des Stephansdoms stand für mich nicht mehr zur Debatte, da ich diese wunderbare Kirche bereits bei früheren Besuchen gesehen habe und auch die über 300 Stufen auf den Turm mit der schönen Aussicht, waren erledigt.

Rund um den Stephansdom gibt es viele Sitzmöglichkeiten, die es einem erlauben, dieses schöne Bauwerk von außen zu betrachten. Es gibt so viele Details, dass es sicherlich nicht langweilig ist. Noch schöner finde ich es, einfach dort zu sitzen und die Fiaker Fahrer zu beobachten, wie sie auf „Kundenfang“ gehen. Auch schön ist es, den  vielen Touristen dabei zuzusehen, wie sie Fotos machen, die wirken sollen, als seien sie alleine vor der Kirche. Wenn man dann noch einen Kaffee in der Hand hat – herrlich, fast wie Improtheater.

Es lohnt sich auch, durch die alten Gassen im Blutgassenviertel nahe des Doms zu flanieren. Immer wieder wird man schöne Durchgänge oder Passagen entdecken im Blutgassenviertel nahe des Doms, das zu den ältesten und malerischsten Wiens zählt.

Benannt ist das Viertel nach der Blutgasse, über die man die ersten Aufzeichnungen aus dem Jahr 1368 unter dem Namen „Kotgässel“ findet und die mehrmals ihren Namen änderte, bis sie seit 1862 auch von Amtswegen so heißt. Woher der Name genau kommt, weiß man nicht. Auf alle Fälle findet man hier einige wunderschöne und sehr alte Häuser, die Anfang der 1990er Jahre aufwändig renoviert worden sind, so dass nun wieder die barocken Fassaden erstrahlen.

Es gibt unzählige Filme über die Tempelritter und genau wie um sie, umgibt den Deutschen Orden auch ein geheimnisvoller Schleier. Hier in Wien, im Blutgassenviertel kann man dem Geheimnis ein wenig näher kommen, denn in der Singerstr. 7 befindet sich seit 1222 bis heute der Sitz des Hochmeisters und auch die Deutschordenskirche St. Elisabeth.

Die Kirche ist frei zugänglich und wirklich interessant, ansonsten kann man noch die Schatzkammer des Ordens besichtigen. Für Wien und Österreich hatte der Orden eine hohe Bedeutung und hier auch viel Einfluss, denn jahrhundertelang war der Erzherzog Österreichs gleichzeitig der Hochmeister des Ordens. Man kann auch die Schatz-kammer des Deutschen Ordens besuchen.

Im sehenswerten Innenhof finden im Sommer Konzerte statt. Vielleicht deshalb, weil Mozart hier einige Monate gelebt hat, bis er vom fürsterzbischöflichen Oberstküchenmeister rausgeschmissen wurde. Vielleicht aber auch, weil Johannes Brahms hier zwei Jahre gelebt hat.

Wen jetzt der Hunger packt, egal ob auf Süßes oder Deftiges, könnte sich ins Café diglas setzen, das es seit 1923 hier gibt. Ursprünglich war es ein klassisches Wiener Kaffeehaus, inzwischen kann man dort auch hervorragend essen. Mittags gibt es Menü und den ganzen Tag unverschämt gute Kuchen und Mehlspeisen.

Ein Tag in und rund um das Belvedere in Wien

Bei Schlössern in Wien denkt man als erstes natürlich an die Hofburg und sofort danach an Schloss Schönbrunn, das Schloss Belvedere fällt den meisten gar nicht ein.

Es ist sehr leicht zu Fuß vom Hauptbahnhof oder auch mit der Linie D zu erreichen. Schloss Belvedere ist kein Habsburger Schloss, sondern gehörte in den Besitz des Prinz Eugen von Savoyen, der einer der größten Feldherren des Habsburgerreiches war und wesentlich an der im 17. Jahrhundert wesentlich an dessen Ausbau zur Großmacht beteiligt war.

Das Obere Belvedere und das Untere Belvedere bilden zusammen mit der zwischen ihnen liegenden Gartenanlage ein wunderschönes barockes Ensemble. Nun muss man nicht erwarten, dort ähnlich wie in Schlössern üblich, eingerichtete Räume zu sehen und trotzdem lohnt ein Besuch. Beide Schlossteile beherbergen heute Galerien und Wechselausstellungen mit österreichischer Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2018 wurden die Räume im Oberen Belvedere neu gestaltet und konzipiert. Die Sammlung der Werke Gustav Klimts, und ihnen natürlich auch „Der Kuss“ und viele Werke der Wiener Moderne, Secession und Expressionismus findet man in einer wirklich gut gestaltete Ausstellung im 1. Stock. Wenn man in Wien ist und sich für Bildende Kunst interessiert, sollte man sich auf alle Fälle die Zeit nehmen, beide Belvederes zu besuchen.

Von den Eindrücken erholen kann man sich herrlich im Barockgarten, der zwischen beiden Schlössern liegt. Die 23 m Höhenunterschied wirken durch die drei Terrassen mit ihren Bassins nicht wie ein steiler Anstieg.

Hinter dem Oberen Belvedere findet man noch den Botanischen Garten, der allerdings nicht zum Belvedere gehört. Der Alpengarten, der wunderschön und der älteste Europas ist, allerdings schon.

 

Kirche des Deutschordens
Oberes Belvedere Wien
Andechs
Oberes Belvedere Wien
Andechs
Unteres Belvedere Wien

So viel Kunst, Park und Entdeckungen machen hungrig. Naheliegend und sicherlich auch nicht schlecht ist es, seinen Kaffee im Schlosscafé zu nehmen.

Wer es deftiger mag, der sollte beim Oberen Belvedere wieder auf die Prinz Eugen-Straße und diese hinunter gehen. Fast am Ende befindet sich der Eingang zum Biergarten „Stöckl im Park“, der an den Garten des Palais Schwarzenberg grenzt. Er liegt unter Bäumen und hier ist es deshalb  selbst an sehr heißen Sommertagen auszuhalten. Zwischen 11.30 Uhr und 15.30 Uhr ist hier das Mittagsmenü, bestehend aus Suppe und Hauptspeise für 9,90 € erhältlich, aber auch sonst ist die Speisekarte einladend und nicht überteuert. Die eigentliche Attraktion ist aber das Bier, das aus der eigenen Brauerei stammt und wirklich herrlich schmeckt. Wer länger in Wien ist, kann dort sogar einen Bierbraukurs buchen.

Frisch gestärkt kann man von hier wunderbar die Ausstellungen im Unteren Belvedere ansehen. Hier findet man auch Wechselausstellungen und im ehemaligen Prunkstall mittelalterliche Heiligenbilder und Originalfiguren vom Stephansdom.

Wenn man immer noch nicht genug von Kultur hat, kann man sich noch die in der Nähe befindliche Karlskirche anschauen. Diese besondere Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert und geht auf ein Gelübde Kaiser Karls VI zurück, der 1713 im Stephansdom versprochen hat, eine Kirche zu bauen, wenn die Pest aus Wien verschwindet. 1714 war die Epidemie vorbei und die Kirche wurde gebaut.

Tipp: unbedingt den Panoramalift benutzen. Erstens kann man dann die sehr schönen Fresken sehen und zweitens hat man einen außergewöhnlichen Blick in den Kirchenraum.

Essen und Second Hand Shoppen in Wien

Wer ein Faible für Essen, Kulinarik, Gewürze und gute Lebensmittel hat, muss in Wien unbedingt den Naschmarkt besuchen.

Seit 1793 gab es die Anordnung der Stadt Wien, dass alles Obst und Gemüse, das über den Donaukanal nach Wien kam nur mehr hier verkauft werden durfte. Seit ungefähr 1820 ist der Name „Naschmarkt“ üblich, was darauf zurückgehen könnte, dass man hier eben nicht nur einheimisches Obst und Gemüse, sondern auch exotische Leckereien wie Datteln bekam.

Ungefähr 120 fixe Marktstände und Lokale lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Man kann sich dort auf einen Spritz oder Kaffee treffen und auch von Wienerisch über Italienisch bis Vietnamesisch Essen gehen.

Ansonsten gibt es eine bunte und frische Vielfalt von Obst und Gemüse, Fleisch, Wurst Käse und mein Highlight: viele Gewürzstände. Da bleibt wirklich kein kulinarischer Wunsch offen. Wer am Samstag hier ist, hat besonderes Glück, denn da findet der wöchentliche Flohmarkt statt.

Den kleinen oder großen Hunger kann man direkt auf dem Naschmarkt in einem der vielen Cafés und Restaurants stillen. Ich persönlich schaue mir das Treiben bei einem kleinen Snack lieber von außen an. Dafür eignet sich das Café Savoy ganz besonders. Um 1897 zog das Café in den damaligen Neubau unter dem Namen Café Wienzeil ein. Wirklich sehens- und genießenswert ist der Innenraum mit zwei Spiegeln, die nach denen auf Schloss Versailles die größten am Stück hergestellten Europas sein sollen und einem wunderschönen Lüster. Was ich empfehlen kann? Auf alle Fälle die Palatschinken mit Schokolade, die gleich im Doppelpack daherkommen, hübsch garniert und bezahlbar sind.

Frisch gestärkt geht es von hier aus zu Fuß in den 7. Bezirk der gleich um die Ecke zu finden ist zum Shoppen. Die meisten werden nun die Stirn runzeln, denn für Shopping Explosionen sind in Wien ja eigentlich die Mariahilfer Straße und die Kärntner Straße zuständig. Stimmt, aber die meisten und allerbesten Second Hand Läden gibt es eben im 7. Bezirk.  Meine zwei Liebsten: „Babäm!“ In der Lindengasse und „Zweitkleid7“ in der Hermanngasse.

Ammersee
A,m Donaukanal Wien
Schwimmende Gärten Wien

Ein Spaziergang am Donaukanal

Wir starten an der Friedensbrücke, die mit U-Bahn oder Straßenbahn gut erreichbar ist und spazieren den Kanal entlang, bis zum Schwedenplatz.

Ein netter Spazierweg, der nicht ganz arm an kleineren und größeren Attraktionen ist. Wer auf Streetart und Graffiti steht, kommt hier voll auf seine Kosten und wird unzählige Möglichkeiten finden, stehen zu bleiben, zu staunen und zu fotografieren.

An warmen Sommerabenden locken zahlreiche Bars und Restaurants mit ihrem Angebot. Tagsüber kommen Sportler nicht zu kurz, da es immer wieder kleine Fitnessparks gibt und die Strecke am Donaukanal in Wien sowieso zum Laufen einlädt.

Mein persönliches Highlight sind die Schwimmenden Gärten, die 2020 fertig gestellt wurden. Auf und an der denkmalgeschützten Kaiserbadschleuse, findet man ein Ruhekleinod und willkommenen Raum, um ein bisschen durchzuatmen. Hier hat die Stadt Wien eine Möglichkeit für Einheimische und Besucher geschaffen, der mit sehr viel Grün und vielen Sitz- und  Liegemöglichkeiten zum Verweilen einlädt. Genau der richtige Ort für eine Brotzeit oder um einfach verträumt in die Wolken zu schauen, bevor es zum Schwedenplatz weiter geht.

Vom Schwedenplatz aus ist es nicht weit in die Innenstadt. Man hat aber auch die Möglichkeit, eine Schiffahrt zu buchen und von hier aus gleich zu starten.

Resumée

Auch außerhalb der Top Attraktionen hat Wien sehr viel zu bieten, ohne dass es langweilig wird. Mein nächster Besuch ist bereits geplant, da ich noch einige schöne Orte auf der Liste habe.