Mehr Sport, aufhören zu rauchen oder endlich weniger Fleisch essen … So oder so ähnlich sehen viele Neujahrsvorsätze aus. Ich denke, die kennt jede*r und viele von uns fassen sie jedes Jahr auf‘s Neue.

Weil ich glaubte, das Vorsätze nix bringen und ich mich sowieso nicht daran halte, habe ich aber schon lange damit aufgehört. Die Halbwertszeit dieser Vorsätze variiert ja sowieso nur zwischen Stunden und Tagen, warum sich überhaupt die Mühe machen?

In der Silvesternacht 2018/2019, die ich allein zu Hause verbracht habe, ließ ich mich in einem sentimentalen Moment dann doch noch einmal dazu hinreißen und habe sie sogar aufgeschrieben. Jetzt kurz nach Silvester 2019/20 habe ich diesen Zettel zufällig wieder gefunden, die Vorsätze hatte ich schon komplett vergessen. Es scheint also Zeit zu sein, mir noch einmal Gedanken darüber zu machen und sie kritisch zu betrachten.

Meine Vorsätze und was aus ihnen wurde

Als ich den Zettel gelesen habe, war ehrlich überrascht. Hatte ich doch das Übliche erwartet und durfte nun feststellen, dass die guten Vorsätze wohl diesmal nicht in der ersten Januarwoche aus meinem Kopf verschwunden sind.

Warum? Lebe ich inzwischen wirklich nachhaltig? Bin ich plötzlich die Megaegoistin? Bin ich nun, Anfang 2020, wirklich unabhängig? Natürlich nicht und genau hier beginnt die Krux mit den Vorsätzen. Ob sie wirklich umgesetzt sind, kann man nur selbst beurteilen.

Nehmen wir meinen Vorsatz, in Zukunft nachhaltiger zu leben.

Ganz objektiv und nach den allgemeingültigen Maßstäben betrachtet, bin ich immer noch ein Umweltferkel:

  • ich habe ein Auto,
  • ich fliege in den Urlaub
  • ich kaufe immer noch nicht prinzipiell Bio
  • ich bestelle manchmal aus Bequemlichkeit online.

Subjektiv gesehen kann sich meine Bilanz sehen lassen

  • meine Spülmaschine arbeitet nur noch mit selbstgemachten Spülmaschinenpulver und Klarspüler.© Reise durch mein buntes Leben | Koffer
  • für meine Flüge bezahle ich grundsätzlich den CO2 Ausgleich
  • mein Auto habe ich dieses Jahr nur ungefähr 6000 km bewegt
  • in die Arbeit fahre ich fast nur noch öffentlich
  • meine Kleidung kaufe ich bis auf wenige Ausnahmen nur noch Secondhand
  • Fleisch steht bei uns nur sehr selten auf dem Speiseplan

In meinen Augen habe ich damit die Vorsätze für den Anfang schon ganz gut umgesetzt, ohne dass es mich einschränkt oder gar weh tut. Ich musste mein Leben nicht großartig umstellen und spare dabei sogar noch Geld, das ich dann wieder in meine Reisen stecken kann. Also Win-Win. Der Witz dabei ist aber, dass ich ja gar nicht mehr wusste, dass ich mein Leben in dem Punkt ändern wollte. Es ist einfach passiert.

(M)ein Resumée

Mit den anderen Vorsätzen verhält es sich ganz genauso und das Beste ist, irgendwie scheinen sie alle zusammenzuhängen. Ein bißchen mehr Egoismus führt zu mehr Unabhängigkeit und die läßt mich glücklicher leben. Ich sage nun öfter einmal „Nein“ und mache stattdessen das, was ich möchte, auch wenn das in meiner Umgebung manchmal Verwunderung auslöst. Ich ziehe meine eigenen Projekte, Wünsche und Vorhaben einfach durch und stehe selbstbewußt dazu, befremdliche Blicke Anderer ignoriere ich.

© Reise durch mein buntes Leben | Calanche de PianaRückblickend und trotz allem kann ich sagen: ich bin stolz auf mich, glücklich mit meinem Leben und über den Erfolg und das Wichtigste – mit mir im Reinen. Mein Leben ist an manchen Stellen unkonventioneller, spannender und noch bunter geworden. Die, denen das nicht gefällt ziehen sich zurück, andere kommen dazu. Natürlich muss auch ich oft erst 17 Mal schlucken, tief durchatmen und innerlich wappnen, wenn ich die ersten Reaktionen der anderen wahrnehme. Die reichen vom süffisanten Lächeln bis zu der ehrlich gemeinten Frage, ob ich jetzt endgültig einen Vogel hätte.

Aber am Ende, ja am Ende verändern sich auch diese Reaktionen. Sie verwandeln sich in Staunen, Lob und manchmal etwas Neid auf meine langsam erblühende Unabhängigkeit.

Deshalb werde ich vielleicht am nächsten Silvester wieder einen Zettel mit großen und kleinen Vorsätzen und Wünschen schreiben und ihn wahrscheinlich genauso vergessen, wie den vom letzten Jahr.

Mein Tipp für alle: Vorsätze sind gut, Wünsche noch besser. Irgendetwas bleibt hängen und vielleicht setzen sie, wie bei mir eine Kettenreaktion frei. Den Erfolg, die Halbwertzeit und die Umsetzung könnt ihr nur selbst beurteilen, aber sie sind ein Anfang für Veränderungen und die brauchen wir alle im Großen und Kleinen.

FROHES NEUES JAHR EUCH ALLEN